die Waldfüchse

Entdeckungsraum im Wald

Spielen ist Lernen

Im Spiel erarbeiten sich Kinder alle Fähigkeiten, die sie auf unserer Welt brauchen. Es ist Kompetenzentwicklung in Reinform, sozusagen ”die Arbeit” der Kinder.

Spielen ist viel mehr als nur reiner Zeitvertreib für unsere Kinder.

Alles, was Kinder hören, sehen, fühlen, berühren und begreifen, wird zum Spiel und bietet unzählige Lernmöglichkeiten. Deshalb ist es so wichtig, unseren Kindern ausreichend Spielmöglichkeiten zu bieten bzw. sie nicht ihrer Spielmöglichkeiten zu berauben.

Spielen ist Lernen.

Was brauchen Kinder, um spielen zu können?

1. Sicherheit und Bindung

Um überhaupt spielen zu können, muss sich das Kind sicher und geborgen fühlen und all seine Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein.

Ein Kind, dass sich nicht wohlfühlt, spielt nicht (oder spielt nur scheinbar).

Um sich wohl zu fühlen, brauchen Kinder einen “sicheren Hafen” in Form von verlässlichen und einfühlsamen Bezugspersonen. Meistens sind dies die Eltern. In ihrer Nähe fällt es Kindern leicht, sich in ihre Arbeit zu vertiefen.

2. Vertrauen, Ruhe und Flow

Um im Spiel kreativ werden zu können, brauchen Kinder die Möglichkeit, ungestört zu spielen, das heißt für uns Erwachsene, dass wir uns echt zurücknehmen sollten und darauf vertrauen können, dass unser Kind ins Spiel finden kann, ohne unsere Einmischung. Wenn ein Kind ganz vertieft in sein Spiel ist, ist es von großer Bedeutung, es nicht zu stören… es ist im so genannten “Flow”! Genau jetzt lernt es am Allermeisten. Wenn wir diesen komplexen Prozess unachtsam unterbrechen, nehmen wir ihm viele Lernerfahrungen. Kinder, die mehrmals am Tag in so einen Flow-Zustand spielen können, sind nachweislich ausgeglichener und konzentrierter als Kinder, die häufig unterbrochen werden. Flow-Zustände gibt es auch, wenn mehrere Kinder gemeinsam spielen. Wir Erwachsenen können uns zurücklehnen und das Spektakel als Zuschauer genießen.

3. Material statt Zeug

Kinder brauchen eigentlich kein Spielzeug, um kreativ spielen zu können (denken wir nur beispielsweise daran, was Kinder aus ein paar Klopapierrollen und Kleber zaubern können).

Klassisches Spielzeug ist oft so gefertigt, dass es nur eine bestimmte Art zulässt damit zu spielen, dies schränkt die Kreativität stark ein. Materialien, die für Kinder unendlich viele Spielmöglichkeiten bieten, sind eigentlich in jedem Haushalt vorhanden. Beispielsweise:

Gepaart mit einigen wenigen gut ausgewählten klassischen Spiel-Materialien, z.B. eine Puppe und Bausteinen, ergibt sich so eine tolle Lernumgebung im heimischen Kinderzimmer.

4. Ordnung

Wenn wir einen Blick in die Kinderzimmer werfen fällt oft auf, dass diese voll sind mit verschiedensten Spielsachen und trotzdem finden viele Kinder damit nicht in ein vertieftes Spiel. Es lohnt sich genau hinzusehen, welche Materialien unsere Kinder umgeben:

Alles andere darf gerne in den Keller wandern und kann bei Bedarf ausgetauscht werden.

Weniger ist mehr, sollte hier unser Leitsatz sein.

Das vorhandene Spielmaterial sollte übersichtlich in offenen Körben oder Boxen angeboten werden, damit das Kind sofort findet was es sucht und es auch (irgendwann) selbst wieder wegräumen kann.

5. Mediendiät

Ein viel diskutiertes Thema. Unsere Erfahrung zeigt: Auch Kinder die Filme schauen, spielen... aber die Spielqualität unterscheidet sich deutlich!

Kinder verarbeiten im Spiel die Dinge, die sie in Filmen sehen.

Das dauert oft dreimal so lange wie der eigentliche Sendung gedauert hat. Bei einer Sendung (30 Minuten) sind das 1,5 Stunden zum Verarbeiten. Wie viel Spielzeit hat das Kind dann noch täglich zur Verfügung? In dieser Zeit werden die Kinder kaum kreativ und können sich nur wenige Fähigkeiten erarbeiten, weil sie mit dem Ausspielen des Geschehenen beschäftigt sind.

Außerdem erleben wir immer wieder, dass Kinder mit Themen konfrontiert werden, die gar nicht “ihre eigenen” sind (z.B. Angst vorm bösen Wolf).

In unserer Welt gehören Medien (Filme, Bücher, Hörspiele) einfach dazu und es für viele unrealistisch, darauf gänzlich zu verzichten. Trotzdem lohnt es sich genau zu überlegen, wie viel und welche Medien Teil des Lebens unserer Kinder sein sollen und sich dessen bewusst zu sein, dass die Zeit, die zum Verarbeitungsspiel benötigt wird, beim freien Spiel fehlt.

6. Natur

Es braucht eigentlich kein zusätzliches Material für die Kinder, um ins Spiel zu finden. Alles was sie brauchen ist schon da und kann auf kreativste Weise verarbeitet werden:

Die Natur ist perfekt zum Spielen.

Kinder haben nur in der Natur die Möglichkeit zum Urspiel. Dazu brauchen sie: feinfühlige Begleitung, Ruhe und Zeit.

In Beobachtungen stellte man fest, dass jene die auf diese sehr ursprüngliche Form spielen konnten, bis ins Schulalter quasi die ganze Menschheitsgeschichte nachgespielt hatten. Vom Sammeln, Werkzeuge herstellen, Behausungen bauen bis hin zum Feuermachen und Kochen, ja sogar Siedlungen wurden geplant bis zu Architektur, Kunst und Demokratie.

All das ohne Spielzeug. Wir müssen sie nur lassen!

Wie können wir die Kinder im Spiel begleiten?

Sicherheit geben

Wir Erwachsene geben den Kindern die Sicherheit, die sie für ihr Spiel brauchen. Wir sind sozusagen der “Fels in der Brandung” zu dem unser Kind jederzeit kommen kann, wenn es uns braucht.

Zurückhaltung

Wir selbst halten uns so weit wie möglich im Hintergrund und mischen uns nur ein, wenn die Sicherheit oder das emotionale Wohlergehen unseres Kindes dies erfordert.

Die Bindung zu unserem Kind ist wie ein unsichtbares Seil. Wir gehen so weit zurück, wie uns dieses Seil lässt, ohne dass es spannt. Daher suchen wir uns einen Platz in jenem Abstand zum Spielbereich unseres Kindes, an dem wir weit genug entfernt sind, um es nicht zu stören, aber nahe genug, um ihm die nötige Sicherheit zu bieten.

Beobachten

Wir konzentrieren uns voll auf unser Kind und beobachten genau wie es ihm geht. Eventuell heißt das, dass wir näher rücken müssen (es vielleicht sogar sanft am Rücken berühren), weil es in eine unangenehme Situation geraten ist oder aber wir sehen, dass es gut klar kommt und rutschen ein Stückchen weiter in den Hintergrund. Wir halten uns auch sprachlich zurück. Nur wenn das Kind direkt mit einem Anliegen zu uns kommt und uns zeigt (auch nonverbal), dass es uns braucht (oder wenn wir ein dringendes Anliegen haben), mischen wir uns sprachlich ein.

Unsere Kinder besser Kennen Lernen

Zu Beginn erscheint diese besondere Art, ein Kind in seiner Spielphase zu begleiten, sehr ungewohnt. Es lohnt sich aber dies zu üben, denn auf Dauer hilft es uns dabei, unsere Kinder besser kennen zu lernen und unseren Kindern sich ganz und gar auf ein Spiel einlassen zu können, da sie wissen, dass wir ganz da sind, wenn sie uns brauchen.

Wie können wir unseren Kindern helfen, ins Spiel zu kommen?

Manchmal brauchen Kinder etwas Zeit, um sich sicher genug zu fühlen und spielen zu können. Wir Eltern möchten dann gerne die Initiative ergreifen und sozusagen als “Spielleiter” dem Kind zeigen, wie es spielen kann. Das Kind freut sich und macht mit, aber auf Dauer kann es dazu führen, dass das Kind abhängig von unserem Input wird und es ihm immer schwerer fällt, selbst ins freie Spiel zu kommen.

Was können wir also tun, wenn unser Kind noch nicht selbst ins Spiel findet?

1. Aushalten und Vertrauen

Dies fällt uns Eltern oft besonders schwer. Es hilft zu wissen, dass Kinder auch irrsinnig viel durch Beobachten lernen und somit ist es keine vergeudete Zeit, wenn das Kind die gesamte Spielstunde auf Mamas Schoß verbringt. Es nimmt alles in seiner Umgebung in sich auf und lernt latent (im Verborgenen). Erst zu einem späteren Zeitpunkt wendet es das Gelernte selbst an.

Außerdem füllt es in dieser Zeit seinen Tank mit Nähe und Geborgenheit auf.

2. Selbst aktiv werden

Oft reicht es schon, wenn wir uns in die Nähe eines spannenden Platzes setzen, um das Kind neugierig werden zu lassen. Wir können aber auch ganz für uns selbst tätig werden und mit einer für uns selbst spannenden Arbeit beginnen, zum Beispiel:

Viele Kinder fassen dies bereits als Einladung auf und machen mit!

Wichtig ist dass wir dem Kind unser “Spiel” nicht aufdrängen, sondern dabei ganz bei uns bleiben. Wenn es nicht mitmachen möchte, hat es wahrscheinlich gerade ein anderes Bedürfnis. Wenn es mitmacht, können wir uns langsam zurücknehmen und wieder in eine beobachtende Position gehen.

Was bringt uns diese Form der Begleitung und was bedeutet dies für unseren Alltag?

Wir als Eltern lernen dadurch unser Kind, in all seinen Facetten, besser kennen und verstehen. Dies führt im Alltag oft zu einem einfacheren Miteinander und erleichtert einfach die Kommunikation.

Wir stärken die Bindung und das Vertrauen zu unseren Kindern und ermöglichen ihm, seinen eigenen Spielbedürfnissen nachzukommen.

Wir unterstützen es dabei direkt beim Lernen und Wachsen. Wenn der “Tank” der kindlichen Bedürfnisse gut gefüllt ist und es sich wohlfühlt, wird es auf Dauer im Alltag unabhängiger spielen und wir können uns eventuell auch einmal etwas Zeit für Erwachsenen-Dinge nehmen, während sich das Kind in unserer Nähe selbst beschäftigt.

Natürlich müssen wir es nicht den ganzen Tag so intensiv begleiten, wie wir es in unseren Spielstunden tun. Sehen wir diese eine Stunde pro Woche als Übungszeit und Gelegenheit, den Tank unserer Kinder zu füllen.

Gleichzeitig können wir Kraft tanken und wieder ein Stückchen weiter zusammenwachsen.